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Die aufgezeichnete EMG-Aktivität kann schließlich als "unwillkürliche EMG-Aktivität" definiert werden und reagiert auf einen zentralen Schrittmacher. Diese kontinuierliche EMG-Aktivität würde langfristig zu Schäden an den Myofibrillen und Myoglobin führen, wobei Myoglobin eine algogene Substanz ist und die letztendliche Ursache für die vom Patienten berichteten Schmerzen darstellen würde. | Die aufgezeichnete EMG-Aktivität kann schließlich als "unwillkürliche EMG-Aktivität" definiert werden und reagiert auf einen zentralen Schrittmacher. Diese kontinuierliche EMG-Aktivität würde langfristig zu Schäden an den Myofibrillen und Myoglobin führen, wobei Myoglobin eine algogene Substanz ist und die letztendliche Ursache für die vom Patienten berichteten Schmerzen darstellen würde. | ||
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Daher war es wahrscheinlicher, dass der Patient von "Fokaler oromandibulärer Dystonie" als von "Temporomandibulären Störungen", begleitet von Bruxismusphänomenen auch tagsüber, betroffen war. Pharmakologische Beweise legen nahe, dass das zentrale dopaminerge System an der Pathogenese der kraniocervikalen Dystonie und des Bruxismus beteiligt sein könnte.<ref>Watt MW, Tan EK, Jankovic J.: Bruxism and Cranial cervical dystonia: Is there a relationship? Behavioural Sciences. 1999; 17: 196-2011) </ref>Tatsächlich zeigte Lobbezo anhand von PET-Bildgebung eine abnormale laterale Verteilung von striatalen D2-Bindungsrezeptoren bei Bruxismus und kraniocervikalen Dystonien.<ref>Lobbezzo F, Soucy JP, Montplaisir JY, Lavigne GJ.: Striatal D2 receptor binding in sleep bruxism: a controlled study with iodine 123 –iodobenzamide and single photon emission computer tomography. J Dent. Res. 1996 : 75 ; 1804-1810</ref> Die Tatsache, dass periphere Traumata Dystonie verursachen können, legt nahe, dass das sensorische System für die Pathogenese der fokalen Dystonie wichtig sein könnte und sich in jedem Fall nur dann auswirken kann, wenn der Patient genetisch predisponiert ist, eine posttraumatische Dystonie zu entwickeln.<ref>Chuldler EH, Dong WK.: The role of basal ganglia in nociception and pain Pain 1995; 60: 3-38</ref> Unter Verwendung von PET können thermische Schmerzreize an der Hand und die intradermale Injektion von Capsaicin eine Zunahme des Blutflusses im kontralateralen Putamen und Globus pallidus im Vergleich zu schmerzlosen thermischen Reizen bewirken.<ref>Jones AK, Brown WD, Friston KJ, Qi LY,Frackowiak RS.: Cortical and subcortical localization of response to pain in man using positron emission tomography. Proc R Soc Lond B Biol Sci 1991; 244: 39-44</ref><ref>Iadarola MJ, Berman KF, Byas-Smith M, Gracely RH, Max M, Seffiro T. et all.: Positron emission tomography (PET) studies of pain and allodynia in normal and patients with chronic neuropathic pain. Soc Neurosci Abstr 1993; 19: 1074</ref> Darüber hinaus ist die Expression der Gene für Prodynorphin, c-Fos und c-Jun auf spinaler und mesenzephaler Ebene nach schmerzhaften Reizen verändert.<ref>Bullitt E.: Introduction of c-Foslike protein whitin the lumbar spinal cord and thalamus of the rat following peripheral stimulation. Brain Res 1989; 493: 391-7 </ref> Bei Dystonikern wurde unter Verwendung von PET eine signifikante Reduktion des maximalen Blutflusses in Reaktion auf die Vibration der Hand sowohl in den primären sensorischen als auch in den zusätzlichen motorischen Kortex im Vergleich zu normalen Probanden festgestellt. <ref>Tempel LW, Perlmutter JS.: Abnormal cortical responses in patients with writer’s cramp Neurology 1993; 43: 2252-7</ref> Dystonische Manifestationen bei den Patienten wurden leicht durch den "tonischen Vibrationsreflex" ausgelöst, waren jedoch durch eine Lidocain-Blockade der Muskelspindeln deutlich vermindert.<ref>Kaji R, Rothwell JC, Katayama M, Ikeda T, Kubori T, Kohara N, Mezaki T, Shibasaki H, Kimura J.: Tonic vibration reflex and muscle afferent block in writer's cramp. Ann Neurol. 1995 Aug;38(2):155-62</ref> | |||
Diese Autoren schlugen drei Mechanismen vor, die die erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Vibration erklären könnten: den Verlust der normalen Hemmung der Ia-Afferenzen, eine "zentrale" Veränderung und eine Veränderung der Erregbarkeit der neuromuskulären Spindeln aufgrund einer Überaktivität der Motoneuronen. Der Verlust der normalen Hemmung wurde auch in anderen Experimenten gefunden; bei Dystonikern gibt es tatsächlich eine schnelle Erholungskurve des Blinkreflexes und der H-Welle.<ref>Tolosa E, Montserrat L, Bayes A.: Blink reflex studies in focal dystonias: enhanced excitability of brainstem interneurons in cranial dystonia and spasmodic torticollis. Mov Disord. 1988;3(1):61-9</ref> | |||
==== Pharmakologische Behandlung ==== | |||
Der Patient reagierte positiv auf die Verabreichung von "SIRDALUD" in einer Dosierung von 4 mg dreimal täglich im Vergleich zur Verabreichung von Diazepam. Tizanidin (Sirdalud) ist tatsächlich ein Molekül, das zentral als myotonolytisches Mittel wirkt und sich pharmakologisch und chemisch von Diazepam und Baclofen unterscheidet. Dieses ist ein potenter Inhibitor von <math>\alpha</math> und <math>\gamma</math>-Motoneuronen bei experimentell induzierter Steifheit bei Mäusen und polysynaptischer Aktivität bei Katzen. Bei dekortizierten oder dekerebrierten Katzen hemmt Tizanidin bevorzugt die tonische Komponente der Reflexaktivität. Die Wirkungen von Tizanidin resultieren aus seiner agonistischen Aktivität an Noradrenergic-Untereinheiten-Rezeptoren und können auch die Hemmung der Freisetzung von erregenden Aminosäuren aus spinalen Interneuronen (EAAs) umfassen.<ref>Coward DM: The drug treatment of spasticity. Sandoz 1997</ref> Die Wirkung auf den Muskeltonus, die geringere sedative Wirkung im Vergleich zu Diazepam und Baclofen sowie die daraus resultierende geringere Muskelschwäche sind die Merkmale, die zur Wahl dieses Arzneimittels gegenüber den anderen (EAAs) geführt haben. | |||
==== Klinische Schlussfolgerungen ==== | |||
Um zu einer klaren und bedeutungsvollen klinischen Schlussfolgerung zu gelangen, müssen wir uns folgende Frage stellen: | |||
Verursachen die temporomandibulären Störungen eine funktionelle Veränderung des trigeminalen zentralen Nervensystems, oder könnte diese klinische Manifestation eine Variante einer gutartigen akuten kranialen Polyneuritis oder einen komplexeren klinischen Zustand darstellen? | |||
Eine angemessene Antwort auf diese Frage wurde durch eine Studie von Adour KK<ref>Adour KK. Acute temporomandibular joint pain-dysfunction syndrome: neuro-otologic and electromyographic study. Am J Otolaryngol. 1981 May;2(2):114-22. doi: 10.1016/s0196-0709(81)80028-2.PMID: 7270801</ref> in einer prospektiven Studie mit neurootologischer Untersuchung und Elektromyographie gegeben. Sieben aufeinander folgende Patienten mit den Hauptsymptomen des Schmerzsyndroms des Kiefergelenks (Schmerz, Zärtlichkeit, Klicken und Einschränkung der Kieferbewegung) wurden innerhalb einer Woche nach Beginn ihrer akuten Symptome bewertet. Drei weitere mit chronischen Symptomen wurden zur Vergleichsuntersuchung mit akuten Fällen getestet. Alle sieben Patienten mit der akuten Erkrankung hatten asymptomatische Hypästhesie aller drei Abteilungen des Trigeminusnervs und eine verminderte Aktionspotentialaktivität der willkürlichen Muskeln im Masseter- und Schläfenmuskel. Am Ende von drei Wochen verschwand die Hypästhesie bei allen sieben Patienten, und das Aktionspotential der Muskeln normalisierte sich bei sechs der sieben. Die EMG-Untersuchung des einzigen Patienten mit persistierend verminderten Muskelaktionspotenzialen und drei Patienten mit chronischen Symptomen zeigte Fibrillation, verminderte polyphasische Regenerationspotenziale und spontane Faszikulationen mit klinischer Atrophie und Spasmus der betroffenen Masseter- und Schläfenmuskeln. Andere akute Hirnnervenbefunde umfassten unilaterale Glossopharyngeal- und zweite zervikale Nerven-Hypästhesie, motorische Lähmung des oberen Kehlkopfnervenzweigs des Vagusnervs und erhöhte Latenz des Gesichtsnervs. Diese Befunde legen eine neuromuskuläre, anstelle einer psychophysiologischen, organischen Ursache für das Schmerzsyndrom des Kiefergelenks nahe. | |||
Entgegen dieser Behauptung, die eine organische neuromotorische Störung als Grundlage einer klinischen Situation von TMDs sieht, gibt es die Ansicht, dass der Einfluss des unilateralen posterioreren Kreuzbisses auf die Variationen der spontanen Muskelaktivität in der mandibulären Ruheposition und bei maximaler willkürlicher Kontraktion signifikant ist und von Woźniak K et al. bestätigt wurde.<ref name=":0">Woźniak K, Szyszka-Sommerfeld L, Lichota D. The electrical activity of the temporal and masseter muscles in patients with TMD and unilateral posterior crossbite. Biomed Res Int. 2015;2015:259372. doi: 10.1155/2015/259372. Epub 2015 Mar 26.PMID: 25883948 </ref> | |||
Nachdem wir bereits die terminologischen, klinischen und wissenschaftlichen Schwierigkeiten bei der Interpretation von Phänomenen, die eine Veränderung des trigeminalen Zentralnervensystems in der EMG-Aktivität in Ruhe darstellen, wenn auch nicht im Detail, geklärt haben, können wir nur mehr Aufmerksamkeit bei der Planung von Experimenten dieser Art vorschlagen. Zum Beispiel gelangt Woźniak K et al.<ref name=":0" /> zu diesen Schlussfolgerungen, indem sie die Asymmetrie zwischen den Seiten der EMG-Aktivität in Ruhe und bei maximaler Willensanstrengung zur Kontraktion (MVC) analysieren, und der verwendete Algorithmus lautet wie folgt: | |||
<math>As=\frac{\textstyle \sum_{i=1}^N |R_i-L_i|\displaystyle}{\textstyle \sum_{i=1}^N |R_i+L_i|\displaystyle} | |||
\cdot100</math> | \cdot100</math> | ||
Wir haben jedoch nicht berücksichtigt, ob diese Asymmetrien, die hauptsächlich im Zähler deutlich werden, tatsächlich mit einer organischen Symmetrie der trigeminalen motorischen Wurzeln zusammenhängen. Daher hätten diese Schlussfolgerungen exponentiell signifikanter werden können, wenn sie mit den Ausgangsdaten aus der Durchführung der bilateralen trigeminalen motorischen ausgelösten Potenziale (<sub>b</sub>Root-MEPs) korreliert worden wären, die von unserer Gruppe durchgeführt wurden. | |||
Dies hätte eine exponentielle klinische Bedeutung gehabt, da es eine Korrelation zwischen der funktionellen (und nicht-organischen) Asymmetrie zwischen dem Kreuzbiss und den neuromotorischen elektrischen Aktivitäten bestätigt hätte.{{Bib}} |
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