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Und dazu gibt es nichts zu sagen, denn niemand kann eine anatomisch-funktionelle Korrelation zwischen den vestibulären Systemen, dem Kleinhirn, dem Trigeminus und dem peripheren neuromotorischen System leugnen. Dies ist keine Meinung, sondern eine nachgewiesene wissenschaftliche Beobachtung, die bereits an anderer Stelle in Masticationpedia berichtet wurde.<center> | Und dazu gibt es nichts zu sagen, denn niemand kann eine anatomisch-funktionelle Korrelation zwischen den vestibulären Systemen, dem Kleinhirn, dem Trigeminus und dem peripheren neuromotorischen System leugnen. Dies ist keine Meinung, sondern eine nachgewiesene wissenschaftliche Beobachtung, die bereits an anderer Stelle in Masticationpedia berichtet wurde.<center> | ||
[[File:VEMP.jpg|Abbildung 1: Vestibula evozierte myogene Potenziale (siehe Kapitel „[[Komplexe Systeme]]“)|center]] | [[File:VEMP.jpg|Abbildung 1: Vestibula evozierte myogene Potenziale (siehe Kapitel „[[Komplexe Systeme]]“)|center]]Abbildung 1: Vestibula evozierte myogene Potenziale (siehe Kapitel „[[Komplexe Systeme]]“) | ||
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VEMPs, | Ein Beweis dafür sind VEMPs, übersetzt in Myogen Vestibular Evozierte Potenziale. Akustische Reize können EMG-Reflexreaktionen im Kaumuskel hervorrufen, die als Vestibular Evoked Myogenic Potentials (VEMPs) bezeichnet werden. Obwohl diese Ergebnisse zuvor auf die Aktivierung von Cochlea-Rezeptoren (Hochintensitätsschallrezeptoren) zurückgeführt wurden, könnten diese auch Vestibularrezeptoren aktivieren. Da anatomische und physiologische Studien sowohl bei Tieren als auch beim Menschen gezeigt haben, dass die Massetermuskeln ein Ziel für vestibuläre Eingaben sind, haben die Autoren dieser Studie den vestibulären Beitrag für Masseterreflexe neu bewertet. Dies ist ein typisches Beispiel für ein „komplexes System“ auf Basisebene, da es nur aus zwei kranialen Nervensystemen besteht, diese aber gleichzeitig durch die Aktivierung monosynaptischer und polysynaptischer Schaltkreise interagieren (Abbildung 1).</blockquote> | ||
==== | ==== Kiefergelenksstörungen und Haltung ==== | ||
Es wurde gezeigt, dass Veränderungen im Kiefergelenk (TMJ) direkte Auswirkungen auf die Muskelaktivität in Bezug auf Haltung, Stabilität und körperliche Leistungsfähigkeit haben können. <ref name=":2" /><ref>Moon H.J., Lee Y.K. The relationship between dental occlusion/temporomandibular joint status and general body health: Part 1. Dental occlusion and TMJ status exert an influence on general body health. J. Altern. Complement. Med. 2011;17:[tel:995–1000 995–1000]. doi: 10.1089/acm.2010.0739.</ref><ref>Souza J.A., Pasinato F., Correa E.A., da Silva A.M. Global body posture and plantar pressure distribution in individuals with and without temporomandibular disorder: A preliminary study. J. Manip. Physiol. Ther. 2014;37:407–414.</ref> Allerdings mangelt es an hochwertigen Studien, die fortschrittliche Messwerkzeuge verwenden, um das untersuchte Phänomen besser zu verstehen.<ref>Ferrillo M., Marotta N., Giudice A., Calafiore D., Curci C., Fortunato L., Ammendolia A., de Sire A. Effects of occlusal splints on spinal posture in patients with temporomandibular disorders: A systematic review. Healthcare. 2022;10:739. doi: 10.3390/healthcare10040739.</ref> Die Studienautoren bewerteten die Auswirkungen von Kauanomalien auf die posturale Kontrolle und konzentrierten sich darauf, Personen mit spezifischen Fehlstellungen zu untersuchen, die die anteroposteriore Position des Unterkiefers bestimmen. Laut einigen Forschern kann eine Fehlstellung, ähnlich wie eine TMD, das osteoartikuläre System des gesamten Körpers beeinträchtigen und zu einer anhaltenden Schmerzquelle werden sowie die Entwicklung und das chronisch werden einiger Haltungsfehler begünstigen. Laut den zitierten Autoren können okklusale Störungen zu einer veränderten Stimulation der parodontalen Propriozeptoren führen, was zu Veränderungen in der Spannung der Nackenmuskulatur und der posturalen Muskulatur sowie zu Veränderungen in der Kopfposition führt, gefolgt von kompensatorischen Veränderungen in den anatomischen Regionen in ihrer unmittelbaren Nähe. Im Laufe der Zeit kann sich dies auf die Haltung, die Position des Schwerpunkts oder den Fußkontakt mit dem Boden auswirken.<ref name=":0" /><ref name=":11" /><ref name=":12" /><ref>Saccucci M., Tettamanti L., Mummolo S., Polimeni A., Festa F., Tecco S. Scoliosis and dental occlusion: A review of the literature. Scoliosis. 2011;6:1–15. doi: 10.1186/1748-7161-6-15. </ref><ref>Sforza C., Tartaglia G.M., Solimene U., Morgan V., Kaspranskiy R.R., Ferrario V.F. Occlusion, sternocleidomastoid muscle activity, and body sway: A pilot study in male astronauts. Cranio. 2006;24:43–49. doi: 10.1179/crn.2006.008</ref> | |||
<blockquote>[[File:Question 2.jpg|left|50x50px]]Das könnte auch wahr sein, aber gleichzeitig sollte es nachweisbar sein, um diagnostische Fehler zu vermeiden, wie den, den wir im Abschnitt über 'Okklusion und Haltung' präsentieren werden. Tatsächlich berichtete der Patient, den wir ausschließlich vorstellen werden, über eine Kaustörung, die kontinuierliche rehabilitative Rekonstruktionen durch seinen Zahnarzt erforderte. Wie können wir diese okklusale Störung auf neuro-motorischer Ebene nachweisen, sodass sie auch das vestibuläre System, das Kleinhirn und andere Hirnzentren beeinflussen kann? | |||
<blockquote>[[File:Question 2.jpg|left|50x50px]] | |||
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[[File:Pz.Arc006.jpg|599x599px|'''Figure 2:'''Trigeminal electrophysiological responses.|center]]''' | [[File:Pz.Arc006.jpg|599x599px|'''Figure 2:'''Trigeminal electrophysiological responses.|center]]'''Abbildung 2:''' Trigeminale elektrophysiologische Reaktionen. | ||
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Angesichts einer deutlichen Asymmetrie wie der in Abbildung 2 gezeigten können wir sicherlich nicht eine trigeminale Störung leugnen, die oft mit einer Malokklusion in Verbindung steht. In Abbildung 2A sehen wir eine leichte Asymmetrie der interferentiellen EMG-Spur zwischen dem rechten und linken Masseter sowie die MEPs des trigeminalen Wurzels (Abbildung 2B) sowie das Fehlen des Aktionspotenzials auf dem rechten Masseter in den mandibulären Reflexantworten (Abbildung 2C). Wie wir in den Kapiteln über diesen Patienten sehen werden, haben diese abnormalen trigeminalen elektrophysiologischen Reaktionen nichts mit okklusalen Störungen zu tun, geschweige denn mit Haltungsstörungen.</blockquote>Dennoch besteht noch eine Lücke im wissenschaftlichen Wissen über die Beziehung zwischen der Schädel-Gesichts-Struktur und der spinalen Haltungskontrolle bei Patienten mit Malokklusion. Darüber hinaus zeigen die verfügbaren Dokumente Probleme im Zusammenhang mit der geringen Anzahl von Probanden, der geringen Anzahl getesteter Parameter oder der Auswahl zuverlässiger Messinstrumente. <ref name=":8" /><ref>Michelotti A., Buonocore G., Manzo P., Pellegrino G., Farella M. Dental occlusion and posture: An overview. Prog. Orthod. 2011;12:53–58. doi: 10.1016/j.pio.2010.09.010. </ref><ref>Ishizawa T., Xu H., Onodera K., Ooya K. Weight distributions on soles of feet in the primary and early permanent dentition with normal occlusion. J. Clin. Pediatr. Dent. 2005;30:165–168. doi: 10.17796/jcpd.30.2.8x4727137678061m.</ref> | |||
Malokklusion, auf die sich diese Studien konzentrieren, kann auf Abnormalitäten in der Struktur und Ausrichtung der Knochen des Kiefers und des Unterkiefers zueinander oder auf eine abnormale Anordnung der Zahnbögen zurückzuführen sein. | |||
==== | ==== Bruxismus und Haltung ==== | ||
Angle suggested a classification of occlusion and malocclusion based on the anteroposterior position of the first molar and the position of the canines.<ref>Bernabé E., Sheiham A., de Oliveira C.M. Condition-specific impacts on quality of life attributed to malocclusion by adolescents with normal occlusion and Class I, II and III malocclusion. Angle Orthod. 2008;78:977–982. doi: 10.2319/091707-444.1</ref><ref name=":13">Okeson J.P. Management of Temporomandibular Disorders and Occlusion.Mosby; Maryland Heights, MO, USA: 2019.</ref>Malocclusion is often a congenital condition, resulting from hereditary or environmental factors. It is also caused by local factors, such as an abnormal pattern of breathing or postural defects, as well as oral parafunctions such as nail biting or teeth grinding (bruxism).<ref name=":13" />According to Lombardo's analyses, occlusal anomalies occur on average in 56% of the general population.<ref name=":14">Lombardo G., Vena F., Negr P., Pagano S., Barilotti C., Paglia L., Colombo S., Orso M., Cianetti S. Worldwide prevalence of malocclusion in the different stages of dentition: A systematic review and meta-analysis. Eur. J. Paediatr. Dent. 2020;21:115–122.</ref> Their prevalence increases with age. Given their increasing prevalence in later age groups and the consequences they entail, it is reasonable to expect a large number of adult patients who will require complex and expensive multidisciplinary treatment.<ref name=":14" /><ref>Kawala B., Szumielewicz M., Kozanecka A. Are orthodontists still needed? Epidemiology of malocclusion among polish children and teenagers in last 15 years. Dent. Med. Probl. 2009;46:273–278</ref> | Angle suggested a classification of occlusion and malocclusion based on the anteroposterior position of the first molar and the position of the canines.<ref>Bernabé E., Sheiham A., de Oliveira C.M. Condition-specific impacts on quality of life attributed to malocclusion by adolescents with normal occlusion and Class I, II and III malocclusion. Angle Orthod. 2008;78:977–982. doi: 10.2319/091707-444.1</ref><ref name=":13">Okeson J.P. Management of Temporomandibular Disorders and Occlusion.Mosby; Maryland Heights, MO, USA: 2019.</ref>Malocclusion is often a congenital condition, resulting from hereditary or environmental factors. It is also caused by local factors, such as an abnormal pattern of breathing or postural defects, as well as oral parafunctions such as nail biting or teeth grinding (bruxism).<ref name=":13" />According to Lombardo's analyses, occlusal anomalies occur on average in 56% of the general population.<ref name=":14">Lombardo G., Vena F., Negr P., Pagano S., Barilotti C., Paglia L., Colombo S., Orso M., Cianetti S. Worldwide prevalence of malocclusion in the different stages of dentition: A systematic review and meta-analysis. Eur. J. Paediatr. Dent. 2020;21:115–122.</ref> Their prevalence increases with age. Given their increasing prevalence in later age groups and the consequences they entail, it is reasonable to expect a large number of adult patients who will require complex and expensive multidisciplinary treatment.<ref name=":14" /><ref>Kawala B., Szumielewicz M., Kozanecka A. Are orthodontists still needed? Epidemiology of malocclusion among polish children and teenagers in last 15 years. Dent. Med. Probl. 2009;46:273–278</ref> | ||
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