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Nur wenige Studien haben versucht, den mit Bruxismus verbundenen orofazialen Schmerz (OP) zu charakterisieren (d. h. die neurobiologischen und physiologischen Eigenschaften der Unterkiefermuskulatur zu untersuchen). Einige klinische Fälle und kleinere Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Medikamente, die mit dem dopaminergen, serotoninergen und adrenergen System in Verbindung stehen, Bruxismus entweder unterdrücken oder verschlimmern können. Darüber hinaus deuten die meisten dieser pharmakologischen Studien darauf hin, dass verschiedene Medikamentenklassen die Muskelaktivität im Zusammenhang mit Bruxismus beeinflussen können, ohne einen Einfluss auf OP zu haben. Daher sind die Sensibilisierung des trigeminalen nozizeptiven Systems und die unterstützende Wirkung auf die Dehnungsreflexe des Unterkiefers und die neuronale Übererregbarkeit neurophysiopathogenetische Phänomene, die mit Schmerzen im kraniofazialen Bereich korreliert werden können. Bisher wurde jedoch keine Korrelation zwischen OP, Funktionsstörung der mesenzephalen Kerne und Erleichterung der trigeminalen Nozizeption berichtet, mit Ausnahme einer klinischen Studie an einem Patienten mit Pontinkavernom, die eine relative Erleichterung des trigeminalen nozizeptiven Systems durch hervorhob die Reflexe. | |||
Wie erwartet werden wir die gleiche diagnostische Sprache übernehmen, die für die Patientin Mary Poppins vorgestellt wurde, damit sie zu einem assimilierbaren und praktikablen Modell wird, und wir werden versuchen, sie dem vorliegenden klinischen Fall namens „Bruxer“ zu überlagern. Bei der Versuchsperson handelte es sich um einen 32-jährigen Mann, der an ausgeprägtem nächtlichen und täglichen Bruxismus und chronischer bilateraler OP litt, die überwiegend in den temporoparietalen Regionen vorherrschte, mit größerer Intensität und Häufigkeit auf der linken Seite. | |||
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=== Einführung === | |||
Wie im Kapitel „[[Bruxismus]]“ erwartet, werden wir es vermeiden, diese Störung als ausschließliches zahnärztliches Korrelat anzugeben und werden eine breitere und im Wesentlichen neurophysiologischere Beschreibung anstreben, indem wir einen kurzen Exkurs über dystonische Phänomene und über „orofaziale Schmerzen“ machen und erst dann das betrachten Phänomen „Bruxismus“ wahr und eigen. Anschließend werden wir mit der Darstellung des klinischen Falles fortfahren. | |||
[[File:IMG0103.jpg|thumb|300x300px|'''Figura 1:''' The subject was a 32-year-old man suffering from pronounced nocturnal and diurnal bruxism and chronic bilateral Oorofacial pain ]]Dystonie ist eine unwillkürliche, sich wiederholende, anhaltende (tonische) oder krampfartige (schnelle oder klonische) Muskelkontraktion. Das Spektrum der Dystonien kann verschiedene Körperregionen betreffen. Von Interesse für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen sind die kranial-zervikalen Dystonien, insbesondere die orofaziale Dystonie (OFD). OFD ist eine unwillkürliche, anhaltende Kontraktion der periorbitalen, Gesichts-, oromandibulären, pharyngealen, laryngealen oder zervikalen Muskulatur.<ref>Thompson PD, Obeso JA, Delgado G, Gallego J, Marsden CD. Focal dystonia of the jaw and differential diagnosis of unilateral jaw and masticatory spasm. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1986;49:651–656. doi: 10.1136/jnnp.49.6.651. [PMC free article][PubMed] [CrossRef] [Google Scholar][Ref list]</ref> OFD kann die Kaumuskulatur, die untere Gesichtsmuskulatur und die Zungenmuskulatur betreffen, was zu Trismus, Bruxismus, unwillkürlichem Öffnen oder Schließen des Kiefers und unwillkürlicher Zungenbewegung führen kann. | |||
Die Ätiologie von OFD ist vielfältig und umfasst genetische Veranlagung, Schädigung des Zentralnervensystems (ZNS), peripheres Trauma, Medikamente, metabolische oder toxische Zustände und neurodegenerative Erkrankungen. Bei der Mehrzahl der Patienten lässt sich jedoch keine konkrete Ursache identifizieren. Es wurde ein Zusammenhang zwischen schmerzhaften Kiefergelenkserkrankungen (TMDs), Migräne, Spannungskopfschmerzen und Schlafbruxismus festgestellt, obwohl der Zusammenhang nur für chronische Migräne signifikant war. Der Zusammenhang zwischen schmerzhaften CMDs und Schlafbruxismus erhöhte das Risiko für chronische Migräne, gefolgt von episodischer Migräne und episodischem Spannungskopfschmerz, erheblich.<ref>Fernandes G, Franco AL, Gonçalves DA, Speciali JG, Bigal ME, Camparis CM. Temporomandibular disorders, sleep bruxism, and primary headaches are mutually associated. J Orofac Pain. 2013;27(1):14–20. [PubMed] [Google Scholar] [Ref list]</ref> | |||
Bruxismus ist die am häufigsten auftretende orale Bewegungsstörung und kann sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf auftreten. Beide Formen haben wahrscheinlich unterschiedliche Ätiologien und ihre Diagnose und Behandlung erfordern unterschiedliche Ansätze. Eine Behandlung ist dann angezeigt, wenn Bruxismus Schmerzen im Kausystem verursacht oder zu Schäden wie Zahnabnutzung oder Brüchen von Zähnen, Restaurationen oder sogar Implantaten führt. Eine gezielte Überprüfung der Ätiologie des Bruxismus<ref>Lobbezoo F. Taking up challenges at the interface of wear and tear. J Dent Res. 2007;86(2):101–103. doi: 10.1177/154405910708600201.[PubMed] [CrossRef] [Google Scholar][Ref list]</ref> kam zu dem Schluss, dass morphologische Faktoren bei der Ätiologie des Bruxismus nur eine begrenzte Rolle spielen, während psychologische Faktoren (z. B. Stress) und pathophysiologische Faktoren (z. B. Störungen im zentralen Neurotransmittersystem) eine wichtigere Rolle spielen. | |||
Orofazialer Schmerz (OP), einschließlich Schmerz durch CMD, übt eine modulierende Wirkung auf die Dehnungsreflexe des Unterkiefers aus.<ref>Dubner R, Ren K. Brainstem mechanisms of persistent pain following injury. J Orofac Pain. 2004;18(4):299–305. [PubMed] [Google Scholar] [Ref list]</ref> Elektrophysiologische Studien haben gezeigt, dass experimentell induzierte Schmerzen durch Injektionen von 5 %iger hypertoner Kochsalzlösung in den Kaumuskel zu einer Erhöhung der Spitze-zu-Spitze-Amplitude des Kieferrucks führen. Dieser unterstützende Effekt scheint mit einer erhöhten Empfindlichkeit des fusimotorischen Systems zusammenzuhängen, die gleichzeitig zu Muskelsteifheit führt.<ref>Wang K, Svensson P, Arendt-Nielsen L. Modulation of exteroceptive suppression periods in human jaw-closing muscles by local and remote experimental muscle pain. Pain. 1999;82(3):253–262. doi: 10.1016/S0304-3959(99)00058-5.[PubMed] [CrossRef] [Google Scholar][Ref list]</ref> Darüber hinaus haben zahlreiche Tierstudien zu experimentell induzierten Muskelschmerzen gezeigt, dass die Aktivierung der Muskel-Nozizeptoren die propriozeptiven Eigenschaften der Muskelspindeln über eine zentrale Nervenbahn deutlich beeinflusst<ref>Ro JY, Capra NF. Modulation of jaw muscle spindle afferent activity following intramuscular injections with hypertonic saline. Pain. 2001;92(1–2):117–127.[PubMed] [Google Scholar] [Ref list]</ref> und dass das Waschen der lokalen algogenen Substanz eine Rückkehr zur Normalität bewirkt Sehnenreflexe. | |||
Allerdings haben nur wenige Studien versucht, die mit Bruxismus verbundenen Schmerzen zu charakterisieren (d. h. die neurobiologischen und physiologischen Eigenschaften der Unterkiefermuskulatur zu untersuchen). Einige klinische Fälle und kleinere Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Medikamente, die mit dem dopaminergen, serotoninergen und adrenergen System in Verbindung stehen, Bruxismus entweder unterdrücken oder verschlimmern können. Darüber hinaus deuten die meisten dieser pharmakologischen Studien darauf hin, dass verschiedene Medikamentenklassen die Muskelaktivität im Zusammenhang mit Bruxismus beeinflussen können, ohne einen Einfluss auf OP zu haben.<ref>Winocur E, Gavish A, Voikovitch M, Emodi-Perlman A, Eli I. Drugs and bruxism: a critical review. J Orofac Pain. 2003;17(2):99–111. [PubMed] [Google Scholar] [Ref list]</ref> | |||
Daher sind die Sensibilisierung des trigeminalen nozizeptiven Systems und die unterstützende Wirkung auf die Dehnungsreflexe des Unterkiefers und die Übererregbarkeit des ZNS neurophysiopathogenetische Phänomene, die mit Schmerzen im kraniofazialen Bereich korreliert werden können. Bisher wurde jedoch keine Korrelation zwischen OP, Funktionsstörung der mesenzephalen Kerne und Erleichterung der trigeminalen Nozizeption berichtet, mit Ausnahme einer klinischen Studie an einem Patienten mit Pontinkavernom, die eine relative Erleichterung des trigeminalen nozizeptiven Systems durch hervorhob der Blinzelreflex.<ref>Katsarava Z, Egelhof T, Kaube H, Diener HC, Limmroth V. Symptomatic migraine and sensitization of trigeminal nociception associated with contralateral pontine cavernoma. Pain. 2003;105(1–2):381–384.[PubMed] [Google Scholar] [Ref list]</ref> | |||
==== | ==== Fallbericht ==== | ||
Wie erwartet werden wir die gleiche diagnostische Sprache übernehmen, die für die Patientin Mary Poppins vorgestellt wurde, damit sie zu einem assimilierbaren und praktikablen Modell wird, und wir werden versuchen, sie dem vorliegenden klinischen Fall namens „Bruxer“ zu überlagern.<blockquote>Bei der Versuchsperson handelte es sich um einen 32-jährigen Mann, der an ausgeprägtem nächtlichen und täglichen Bruxismus und chronischem bilateralem OP litt, vorwiegend im temporoparietalen Bereich, mit größerer Intensität und Häufigkeit auf der linken Seite. Der Patient kam zu unserer Beobachtung, nachdem er 15 Jahre lang von zahnmedizinischen Kollegen mit einem Aufbiss behandelt worden war. Zu Bruxismus und orofazialen Schmerzen kam in letzter Zeit eine Art Muskelversteifung des Rumpfes und der Beine hinzu. Nach unserer Beobachtung über die klinischen Anzeichen von Bruxismus hinaus zeigte der Patient bei der neurologischen Untersuchung eine Kontraktion der Kaumuskeln mit ausgeprägter Steifheit des Kiefers, Diplopie und Verlust der Sehschärfe im linken Auge, Nystagmus des linken Blicks mit rotierender Komponente, Papillen mit unscharfen Rändern und positivem bilateralem Babynski-Syndrom sowie polykinetische Sehnenreflexe in allen vier Gliedmaßen. </blockquote> | |||
Aus dem, was in den vorherigen Kapiteln von der „[[Einführung]]“ bis zu den Kapiteln „[[Logik der medizinischen Sprache]]“ und dem letzten Kapitel „[[Bruxismus]]“ dargelegt wurde, konnten wir neben der Komplexität der Argumente und der Unbestimmtheit der verbalen Sprache feststellen Wir sind mit einer klinischen Situation konfrontiert, in der einer der betrachteten Kontexte zu dominieren scheint. | |||
{{Q2| | {{Q2|Beginnt das Tennismatch wieder?|es sieht so aus, aber....}} | ||
Im Gegensatz zum Patienten mit „Hemimasticatory Spasm“ zeigt der klinische Fall unseres armen „Bruxer“ ein Phänomen der Überlappung von Propositionen, Behauptungen und logischen Sätzen im zahnmedizinischen und neurologischen Kontext, und offensichtlich erreicht keines der beiden eine absolute und klare Kompatibilität und Kohärenz . Dies hat Auswirkungen auf die Klinik, in der alle beteiligten Akteure (ärztliche Gutachter) Recht und inhaltlich Unrecht haben, was die diagnostische Schlussfolgerung unzureichend und gefährlich macht, aber sehen wir uns den Prozess als Ganzes Schritt für Schritt an. | |||
==== | ==== Bedeutung von Kontexten ==== | ||
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